"Bei der Bildung müssen wir Prioritäten setzen"

Daniel Jositsch am Tag der Bildung 13. Januar 2016 in Zürich.

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Zürcher Manifest für Bildung

Im Kanton Zürich formiert sich gegen den massiven Spardruck Widerstand: Vertreter der Hochschulen, Mittelschulen, Berufsschulen und Volksschulen sowie die Schulpräsidenten aus den Gemeinden haben gemeinsam ein Manifest für die Bildung verfasst, in dem sie verlangen, dass es in Zürich statt Spardebatten ein «mutiges Bekenntnis zur Bildung und ihren Institutionen» brauche. Unterschreiben auch Sie!

 

Entlastungsprogramm 2015-2018 des Kantons Zug

Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass sich die finanzielle Situation des Kantons Zug in kurzer Zeit deutlich verschlechtert hatte. Nach einer Straffung des Budgets 2015 durch Sofortmassnahmen wurde das "Entlastungsprogramm 2015-2018" geschnürt, welches das kantonale Budget in Zukunft um jährlich 111 Millionen entlasten soll.

Zu diesem Sparpaket gehören unter anderem ein Mantelerlass mit Verordnungsänderungen sowie Gesetzesänderungen, die in der ersten Jahreshälfte 2016 verabschiedet werden sollen.

Auch wenn sich manche Sparmassnahmen nicht dramatisch ausnehmen, in der Summe werden sie zu einer massiven Belastung für die Schulen. 15 Millionen sollen alleine auf dem Buckel der kantonalen Schulen gespart werden. Gemäss BAK-Bericht, einer Evaluation des Finanzhaushaltes des Kantons Zug, sind das immerhin rund 15% der Budgets dieser Schulen. Das ist weit mehr als das, was im Durchschnitt gespart werden soll. Diese Summe lässt sich lediglich zu einem geringen Teil durch Strukturbereinigungen und Effizienzsteigerungen einsparen, sondern wird nur mit Leistungs- und Qualitätsabbau in wesentlichen Bildungsbereichen zu erreichen sein. Einige der Massnahmen im Überblick (detailliertere Informationen finden sich in den nachfolgenden Links):
  • Senkung der Budgets für Sachauslagen (Unterrichtsmaterial, Mediotheken, Mobiliar,...). In der Regel wird kommuniziert, dass die Budgets um 10% gesenkt würden. Dabei geht aber vergessen, dass innert zwei Jahren zwei Senkungen um je 10% vorgenommen wurden. 
  • Überwälzung von Kosten für Unterrichtsmaterial und Schulanlässe auf die Familien.
  • Weniger Unterrichtszeit im Untergymnasium - die Gymnasiasten sollen zukünftig weniger Unterricht besuchen als ihre Kollegen in den gemeindlichen Schulen. Eine solche Massnahme müsste an einer langfristigen Strategie ausgerichtet werden, wie die zukünftige Bildung an Gymnasien zu gestalten ist, aber für die Entwicklung einer solchen Strategie fehlen Zeit und Ressourcen.    
  • Senkung der Eintrittsquote ins Gymnasium und der Maturitätsquote.
  • Erhöhung der durchschnittlichen Klassengrössen auf 19 Lernende pro Klasse. Eine durchschnittliche Klasse wird damit immer noch gut zu unterrichten sein, aber bei einem höheren Durchschnitt werden vermehrt auch sehr grossen Klassen geführt, in denen der Unterricht manchmal deutlich weniger effizient abläuft.
  • Die Anstellungsbedingungen der Lehrpersonen  sollen über verschiedene Massnahmen deutlich verschlechtert werden. Ein Teil dieser Massnahmen betrifft alle Kantonsangestellten, ein Teil nur die Lehrpersonen. Die Arbeitsbelastung soll erhöht, die Entlöhnung langfristig deutlich gesenkt werden. Solche Massnahmen gefährden das Engagement und längerfristig auch die Kompetenz der Lehrpersonen, zwei besonders wirkungsvolle Einflüsse auf das Lernen. In den Worten der MIT-Ökonomen und Spezialisten für Informationssysteme McAffee und Brynjolfsson: "Wenn es in der Bildungsforschung eine Erkenntnis gibt, die sich immer wieder einstellt, dann, dass es auf die Lehrer ankommt. Ein guter Lehrer kann enorm viel bewegen." 
  • Der Weiterbildungsurlaub soll auf einen Urlaub von 3 Monaten gekürzt werden. Damit stünde den Lehrpersonen der kantonalen Schulen nur noch halb so viel Weiterbildungszeit zur Verfügung wie den Lehrpersonen der gemeindlichen Schulen. Dabei ist es doch für einen zeitgemässen und interessanten Unterricht besonders  an den kantonalen Schulen wichtig, dass die Lehrpersonen den Anschluss an ihr Fachgebiet pflegen. 

Wir stellen konsterniert fest: Das Ziel, jungen begabten Menschen mit der Unterstützung von fachlich kompetenten, motivierten Lehrpersonen eine optimale Ausbildung zukommen zu lassen, wird einem auf Kurzfristigkeit angelegten Spardenken geopfert. Das Geld wird nicht effizienter eingesetzt, sondern es wird einfach weniger Geld eingesetzt und der Service Public abgebaut, und dies, obwohl die Schweiz "so reich ist wie noch nie", wie Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes feststellt.

Die Auswirkungen kommen langsam, aber sicher

Viele negative Auswirkungen des Sparpakets werden sich nicht kurzfristig zeigen. Bildungsforscher gehen davon aus, dass Umstellungen im Bildungssystem frühestens nach 10 bis 15 Jahren spürbare Auswirkungen zeigen. Das jüngste spektakuläre Beispiel dazu ist der Erfolg der finnischen Lernenden an den Pisa-Studien von 1991 und 2000 sowie ihr Einbruch 2012 ("Das Trugbild", Tagesanzeiger vom 9.6.2015).

Viele der ungünstigen Wirkungen der Sparmassnahmen werden sich erst über Jahre einstellen und ensprechend schwer zu korrigieren sein. 

Medien


Schweiz aktuell vom Freitag, 18. September 2015

 

Unterlagen des Kantons Zug:

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